Seit fast 50 Jahren widmet sich
Dr. Wilfried Grewing dem
Wiederaufbau der Burg Kakesbeck
Die Burg Kakesbeck ist sein Lebenswerk. Fast
sein halbes Leben hat Dr. Wilfried Grewing
bereits der Sanierung und Erforschung der
Burg gewidmet. 1971 hatten er und seine
Frau das denkmalgeschützte, aber völlig
marode Bauwerk in der Bauerschaft Elvert
gekauft. Und seither ist der mittlerweile 90-Jährige Burgherr mit Leib und Seele.
„1971 war die Burg ein Trümmerhaufen mit
Originalsubstanz“, erinnert sich Grewing.
„Seitdem wird hier jeden Tag gebaut.“ Als ich
ihn auf der Burg besuche, werden gerade
acht Kronleuchter im Rittersaal aufgehängt.
Allein die Restaurierung dieses gotischen Kel-
» 1971 war die Burg ein
Trümmerhaufen mit
Originalsubstanz.
Seitdem wird hier jeden
Tag gebaut…«
lers hat 20 Jahre gedauert. „Aber schauen Sie
ihn jetzt an“, sagt Wilfried Grewing. Mit seinen
90 Jahren strahlt der Burgherr solch eine
Leidenschaft für sein Zuhause aus, dass man
gleich einziehen möchte. Weiter geht es in
den Kurfürstensaal. Hier werden sämtliche
Kurfürsten nebst Gattinnen die Wände zieren.
Grewing hat die Adeligen allesamt
malen lassen und tut es noch.
Was ist das für ein Mensch, der sich der Burg
Kakesbeck verschrieben hat? Grewing war in
seiner Berufslaufbahn sehr erfolgreich.
Burg Kakesbeck gehört nun einer Stiftung
Er absolvierte eine Lehre bei Thyssen, studierte
nach dem Krieg Betriebswirtschaft
und Jura und promovierte. Mit 36 Jahren saß
er im Vorstand eines Bergbauunternehmens,
damals als jüngster Vorstand in der Bundesrepublik.
Später bringt er es zum Alleinvorstand
eines Konzerns in Süddeutschland mit
mehreren 1000 Mitarbeitern. „Was ich
anpacke, bringe ich auch zu Ende”, sagt der
90-Jährige.
Der Wiederaufbau des alten Gemäuers wird
vermutlich noch viele, viele Jahre dauern.
Damit dies gelingt, hatte Grewing bereits
2015 die Weichen gestellt. Er übergab seinen
Besitz in die „Dr. Wilfried und Hildegard Grewing – Burg Kakesbeck-Stiftung“. „Es ist
schön, mitanzusehen, wie nach und nach das
alte Gemäuer in neuem Glanz erstrahlt“, so
Grewing.
Älteste Wasserburg Deutschlands
Die Burg Kakesbeck ist die älteste Wasserburg
Deutschlands. Für Grewing ist sie ein
Quell historischer Schätze. „Scherben von
6000 Gefäßen wurden hier gefunden“,
erzählt der Burgherr. 300 davon wieder
restauriert.“ Für das Museum ist man bereits
bei Inventarnummer 1293. Und seine Sammlung
von Wasserburgen-Gemälden ist bereits
auf 50 angewachsen. „Ich sammele schon
seit 50 Jahren und ich liebe die Geschichte
der Adeligen und ihrer Burgen“, sagt Grewing.
Seine Frau Hildegard stammt übrigens
aus dem Reichsadel. „Nach dem 30-jährigen
Krieg gab die Familie aber die Adelsprädikate
ab“, so der Burgherr.
Der Ursprung von Kakesbeck liegt in der Zeit
um das Jahr 800. Die Anlage hat einen Durchmesser
von einem Kilometer. In dieser Wehrburg
sind archäologisch 22 Häuser und neun
Türme nachgewiesen. Die Wasserfläche der
Gräften um die Anlage herum und der Teiche
innerhalb des Geländes um die hochmittelalterliche
Burg beträgt rund 30 000 Quadratmeter.
„Bevor die Stever reguliert wurde, ging
sie mitten durch die Burg“, erzählt Grewing.
Zeitungsanzeige: Burg zu verkaufen
Als ein Prunkstück des großflächigen Anwesens
sieht der Burgherr die 1988 wiederaufgebaute
ökumenische Burgkapelle, die von
zwei Kunstmalern mit den Bildnissen der
„Heiligen von Kakesbeck“ – konfessionsübergreifende
Persönlichkeiten, die sich für Frieden
und Versöhnung eingesetzt haben – versehen
wurde. Dazu hat Grewing auch ein
Buch geschrieben. Gebaut hatte die Kathedrale
1488 Lambert von Oer, dem die Burg
damals gehörte. Der Ritter, der durch die
Halsbandaffäre bekannt wurde. Wilfried
Grewing wohnt heute im Herrenhaus, früher
war das ein Mal der Hühnerstall. Zum Burgherrn
wurde der langjährige Unternehmenschef
durch eine Anzeige in einer Essener Zeitung:
„Burg zu verkaufen“, hieß es dort.